Die diesjährige Studie zeigt deutlich, dass die rasante Entwicklung digitaler Technologien und die zunehmende Integration von Artifical Intelligence in allen Bereichen unternehmerischen Handelns die Arbeit und Zusammensetzung der Aufsichtsräte in der näheren Zukunft deutlich beeinflussen wird. So stehen die Themen Digitalisierung und AI im Ranking der Themen auf der Aufsichtsratsagenda zwar noch hinter dem Thema Nachhaltigkeit (ESG), aber für die künftige Zusammensetzung des Aufsichtsrats werden Kenntnisse im Bereich Digitalisierung und AI mit Abstand an erster Stelle vor den Nachhaltigkeitsaspekten genannt. Während im Bereich der Nachhaltigkeit bereits in den letzten Jahren zunehmend, nicht zuletzt aufgrund der Tätigkeit des europäischen und deutschen Gesetzgebers und der Anforderungen durch den Deutschen Corporate Governance Kodex sowie der Stimmrechtsberater daran gearbeitet wurde, die notwendige Qualifikation für Nachhaltigkeitsaspekte schrittweise aufzubauen, ist dies im Bereich der Digitalexpertise noch nicht im vergleichbaren Umfang geschehen. Gleichwohl wird diesem Aspekt schon heute thematisch die größte Bedeutung für die Zusammensetzung in der Zukunft beigemessen.
An den modernen Aufsichtsrat werden entsprechend der Vielfalt der Themen (Themen wie geopolitische Unsicherheiten, Lieferketten, Wirksamkeit von RMS und IKS, Nachfolgeplanung und Compliance stehen weiterhin auf der Agenda, um nur ein paar Beispiele zu nennen) hohe Maßstäbe angelegt. Aufgaben und Arbeitsweisen ändern sich und entsprechende Kompetenzen müssen (teilweise neu) aufgebaut werden. Es passt daher ins Bild, dass als aktuell größte Herausforderungen und Hindernisse der Tätigkeit als Aufsichtsrat die Besetzung mit qualifizierten Kandidaten, dicht gefolgt vom Umfang der Aufgaben und der zeitlichen Beanspruchung sowie der Regulatorik genannt werden und der Qualifikationsmatrix bei der Umsetzung des Kompetenzprofils eine immer wichtigere Rolle zuteil wird.
Aufsichtsräte müssen sich den Veränderungen widmen, die die Unternehmen betreffen und deren Aktivitäten sie überwachen. Dies erfordert neben dem geschilderten Aufbau von Fachkompetenz auch einen verstärkten Fokus auf die eigenen Arbeitsprozesse und die Organisation, damit das volle Potenzial des Gremiums genutzt werden kann. Die Interaktion mit dem Vorstand, Größe und Struktur (Ausschüsse) des Aufsichtsrats und das Rollenverständnis des Vorsitzenden gehören daher ebenso wie ein gutes Onboarding und Aus- und Fortbildung der Mitglieder zu den wichtigen Erfolgskriterien für einen modernen Aufsichtsrat. Last but not least wird auch einer regelmäßigen kritischen Selbstevaluation ein großer Mehrwert zugesprochen, um gut aufgestellt zu sein.