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Innovative Risikoabsicherung durch Insurance Captives | Hengeler Mueller News
Versicherungsunternehmen, Versicherungsaufsicht

Innovative Risikoabsicherung durch Insurance Captives

Ob zunehmend schwer versicherbare Risiken wie Cybervorfälle, Betriebsunterbrechungen, Lieferkettenstörungen oder Naturereignisse, erschwerter Zugang zu Versicherungsschutz für gewisse Branchen, signifikante Prämienerhöhungen, strengere Risikoausschlüsse oder stark steigende Selbstbehalte – Unternehmen verschiedener Branchen stehen vor zunehmenden Herausforderungen bei ihrer Risikoabsicherung durch herkömmlichen Versicherungsschutz

Vor diesem Hintergrund rücken zunehmend sog. Insurance Captives in den Fokus, die eine alternative Risikoabsicherung mit einer stärkeren Unabhängigkeit vom klassischen Erstversicherungsmarkt ermöglichen. Die Anzahl an Insurance Captives wird weltweit auf ca. 6.000-7000 beziffert – mit steigender Tendenz in den letzten Jahren. Eine jüngst veröffentlichte Studie der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat ermittelt, dass circa ein Drittel der befragten Unternehmen Interesse habe, in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Insurance Captive zu gründen.

Was ist eine Insurance Captive?

Insurance Captives sind konzernangehörige Risikoträger, die Risiken aus der operativen Geschäftstätigkeit der anderen Konzerngesellschaften übernehmen. Damit bieten Insurance Captives vollwertigen Versicherungsschutz und können konzernexterne Versicherungslösungen bedarfsgerecht ergänzen oder sogar ersetzen. Aus regulatorischer Sicht erfordert eine Insurance Captive eine Erlaubnis als (Rück-)Versicherungsunternehmen und geht mit laufenden regulatorischen Anforderungen des europäischen Solvency II-Rechtsrahmens einher. Dies betrifft laufend einzuhaltende Anforderungen an die Eigenmittel des Insurance Captives (Mindestkapitalanforderung und Solvenzkapitalanforderung, sog. Säule I), Anforderungen an das Risikomanagementsystem (sog. Säule II) und aufsichtsbehördliche Berichtspflichten (sog. Säule III).

Um bedarfsgerechte Lösungen für Unternehmen unterschiedlicher Größen, Branchen und regionalen Ausrichtungen zu entwickeln, stehen vielfältige Gestaltungsoptionen zur Verfügung. Diese reichen von Erst- und Rückversicherungsmodellen, über On- und Offshore-Lösungen bis hinzu der Frage, ob nur konzerninterne Risiken übernommen werden sollen (sog. Pure Captive) oder durch die Versicherung konzernexterner Risiken das Risikoportfolio diversifiziert werden soll (sog. Broad Captive). Insbesondere für mittelständische Unternehmen kommen auch Lösungen ohne die Gründung eines echten eigenen (Rück-)Versicherungsunternehmens in Betracht, wie Rent a Captive-Modelle und sog. Protected Cell Companies, die über vertragliche Modelle mit externen Versicherungsunternehmen Möglichkeiten zur Eigentragung von Risiken bieten.

Darüber hinaus können Unternehmen gemeinschaftlich durch konzernübergreifende Insurance Captives (sog. Multi-Parent-Captives bzw. Association Captives) Lücken schließen, die der herkömmliche Versicherungsmarkt nicht bedarfsgerecht abdeckt. So hat zum Beispiel ein Zusammenschluss an internationalen Unternehmen jüngst das Versicherungsunternehmen Mutual Insurance and Reinsurance for Information Systems (MIRIS) gegründet, um den Mitgliedsunternehmen den Zugang zu Cyber-Versicherungsschutz zu erleichtern.

Welche Vorteile kann eine Insurance Captive bieten?

Ungeachtet der regulatorischen Anforderungen kann eine Insurance Captive vielfältige Vorteile bieten. Neben der Schließung von Deckungslücken des herkömmlichen Versicherungsmarkts durch bedarfsgerechte und auf die konkreten Risikopositionen des jeweiligen Unternehmens zugeschnittene Lösungen kann eine Insurance Captive die Unabhängigkeit von externen Versicherungsunternehmen stärken. Darüber hinaus kann eine Insurance Captive Zugang zum Rückversicherungsmarkt mit Vorteilen im Risikopricing bieten. Durch diese Aspekte kann eine stärkere Autonomie bei der Risikoabsicherung und -steuerung erzielt werden, die sich auch in einer Stabilisierung der Risikokosten niederschlagen kann.

Ebenfalls kann eine Insurance Captive bilanzielle Vorteile bieten. Anders als bei Rückstellungen für Selbstbehalte, erfolgt die Eigentragung von Risiken in Form eines Insurance Captives außerhalb der Kernbilanz. Dies schirmt die Kernbilanz von Risiken aus Schadensereignissen ab und kann zu Steuervorteilen führen. Nicht zuletzt können Insurance Captives zur Cashflow-Optimierung auf Konzernebene beitragen, indem die Zahlung der Prämie an die Insurance Captive nicht zu einem Liquiditätsabfluss auf Konzernebene führt.

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